Das Ungarndeutsche Pädagogische und Methodische Zentrum (UMZ) organisierte schon zum dritten Mal seine online Fortbildung mit dem Titel „Pädagogischer Naschmarkt – gewürzt mit ungarndeutschen Inhalten”.
Herr Stefan Brunner, Sprachabteilungsleiter beim Goethe-Institut Budapest (GI), mit dem die online Fortbildung in enger Zusammenarbeit veranstaltet wurde, hat die Teilnehmenden begrüßt und die effektive Zusammenarbeit zwischen GI und UMZ betont.
Es ist schon eine Tradition, dass im Plenumsvortrag Frau Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) ihre Gedanken mit den Pädagogen teilt.
In diesem Jahr wurde der Schwerpunkt auf die Bildungsstrategie, Zusammengehörigkeit, tragbare Tracht, das Profil der ungarndeutschen Bildungseinrichtungen und den Sprachgebrauch in den Institutionen gelegt. Die Bildungsstrategie der LdU soll auch in den Dokumenten der ungarndeutschen Bildungseinrichtungen erscheinen, bei der Modifizierung der Dokumente sollen Inhalte und Maßnahmen der Strategie in das Pädagogische Programm und in die Lehrpläne eingebaut werden.
Das Gedenkjahr 2023 mit dem Projekt „Wanderschlüssel“ hat viele Institutionen, Vereine und Selbstverwaltungen erreicht. Selbst die Truhe ist ein Symbol der Zusammengehörigkeit, der Mitarbeit, des Zusammenhalts.
Das Projekt „Tragbare Tracht“ vom Jugendausschuss der LdU und der Gemeinschaft Junger Ungarndeutschen hat das Ziel, dass eine vereinfachte ungarndeutsche Tracht mit ungarndeutschen Motiven unserer Minderheit an unseren Festen und Veranstaltungen statt Dirndl getragen werden soll. Man kann nicht immer 3-4 gestärkte Unterröcke tragen, aber vereinfachte Kleidungsstücke aus Blaufärberstoff könnten gut die ungarndeutsche Tracht symbolisieren – meinte die Vorsitzende.
Ungarndeutsche Bücher und Inhalte werden im Hebst 2023 an der Buchmesse in Budapest erscheinen, ungarndeutsche Kultur präsent gemacht – berichtete Frau Hock-Englender auch.
Aber ein noch wichtigeres Erscheinungsbild der Ungarndeutschen ist der Sprachgebrauch in den Institutionen! Moderne Methodik wird an den Beschäftigungen und Stunden verwendet, aber die Sprache soll nicht nur an den Beschäftigungen und Stunden präsent sein, sondern auch in den Pausen, im Alltag, im allgemeinen Umgang mit Kindern und Schülern!
Es geht hier um die Einstellung der pädagogischen Fachkräfte. Unsere Aufgabe ist, die auch in der Bildungsstrategie in mehreren Hinsichten betont wird, dass die deutsche Sprache eine Selbstverständlichkeit wird! Die ungarndeutsche Volksgruppe hat nur dann eine Zukunft, wenn wir die Sprache, die ungarndeutschen Werte und Inhalte in den Bildungseinrichtungen vermitteln!
Die Workshops und Vorträge wurden nach dem Plenumsvortrag in zwei Sektionen fortgesetzt, eine für Pädagogen der Schule, eine für Kindergartenpädagogen.
Anerkannte Referentinnen, interessante Themen haben mehr als hundert Pädagogen zu aktiver Teilnahme motiviert.
Frau Zsuzsanna Majoros hat die Teilnehmenden in die Kett Pädagogik eingeführt, in diese Beziehungspädagogik, in deren Mittelpunkt die Suche nach dem Sinn und der Sinnhaftigkeit des Lebens und die Lebensfreude steht. „Ich wünsche dir Kraft, Freude und Mut zum Leben!”, das Zitat von Franz Kett ist auch das Motto seiner Pädagogik. Im Rahmen des Workshops wurde gezeigt, welche wichtige Rolle die Bodenbilder in den Beschäftigungen spielen, wie die Sprache durch Leib, Bild und Klang ergänzt und begleitet werden kann. Ein „Sprachbad“ mit allen Sinnen, die auch wichtige Lebensinhalte vermittelt, den Kindern Spaß macht und ihre Kreativität fördert.
Frau Dr. Monika Jäger-Manz hat in ihrem Workshop Grundbegriffe, wie Identität, Vermittlung der kulturellen Werte der Ungarndeutschen thematisiert, sowie die wichtigsten Merkmale der deutschen Nationalität diskutiert. Methodische Fragen der indirekten und direkten Kulturvermittlung standen im Mittelpunkt, wo auch die Fragen der Volkstracht, der authentischen Vermittlungspersonen, der Dialekt vorgekommen sind. Videobeispiele wurden mit Hilfe der Teilnehmerinnen analysiert, Beispiele aus der eigenen Praxis mit eingebracht.
Zu dem Vortrag von Frau Dr. Ilona Bachmann wurden Pädagogen der Unterstufe und Kindergartenpädagogen eingeladen und ein sehr interessantes Thema zur Bedeutung des Raums in der kindheitspädagogischen Praxis angesprochen. Es ging darum, erste Ansätze neuer Ideen für den Raum kennenzulernen und diese auf die eigene Einrichtung umzusetzen. Dabei gilt, dass der Aufforderungscharakter durch die räumliche Gestaltung die Sinneserfahrung und das Spiel in der für Kinder bestmöglichen Art und Weise anregen kann.
Frau Judit Szklenár hat gezeigt, wie man ganz ohne Papier, mit interaktiven Übungen und Lernspielen auch effektiv üben kann. Die Pädagogen haben in diesem Workshop bestimmt, in welchem Unterrichtskontext interaktive Übungen und Lernspiele eingesetzt werden können.
Vorteile für den Lernprozess, bzw. für die Unterrichtsführung und Voraussetzungen für den Einsatz wurden diskutiert, Vorlagen von bekannten Tools sortiert, die sich als besonders effektiv und motivierend erwiesen haben. Die Teilnehmerinnen konnten in Kleingruppen Ideen sammeln und sich über die Einsatzmöglichkeiten austauschen.
Frau Eva Waldmann-Baudentisztl hat Ziele und Aufgaben des Volkskundeunterrichtes in der Unterstufe definiert, und praktische Tipps zur Verarbeitung des Lehrstoffes in und außer der Unterrichtsstunde gegeben. Dabei wurden on- und offline Möglichkeiten, altersgerechte Aufgabentypen vorgestellt und ausprobiert, sowie auch die Methoden der Wissensvermittlung an außerschulischen Lernorten wie Heimatmuseen, Lehrpfade besprochen.
Frau Eva Angeli hat ihr Lehr- und Arbeitsbuch für Volkskunde für die 5 und 6 Klasse der Grundschule vorgestellt. Sie zeigte zahlreiche Möglichkeiten, wie und was in und außer den Unterrichtsstunden verarbeitet werden kann. Um etwas Fassbares in dem nächsten Schuljahr mitnehmen zu können, hat die Gruppe einige Themen bearbeitet.
Erschöpft, aber mit neuen Ideen ausgerüstet und voll motiviert konnten die Pädagogen den virtuellen Raum verlassen.UMZ Team